Hakenbinden

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Viele Angler kaufen ihre Haken mitsamt Vorfach fix und fertig gebunden im 10er Päckchen. Doch es geht auch anders: lose Haken und Schnur von der Spule und ran ans Selberbinden... Warum, wieso, wie und womit werdet ihr hier erfahren. Zum besseren Verständnis gibt es allerdings noch ein paar allgemeine Informationen zum Material.

Schnur

Klick für InfoDie Schnüre haben in den letzten Jahren einen unheimlichen Verbesserungsprozess durch den technologischen Fortschritt erfahren. Besonders die monofilen Schnüre haben davon profitiert. Während "früher" eine 0,35 mm starke monofile Schnur ca. 7,5 - 8 kg maximal trug, sind jetzt Schnüre bis 12 kg Tragkraft im Handel erhältlich. Genauso sieht es mit der Abriebfestigkeit, UV-Beständigkeit und Sichtbarkeit aus. Inzwischen sind Schnüre erhältlich, deren Brechungsfaktor mit dem von Wasser nahezu identisch ist und somit, insbesondere im klaren Wasser, für den Fisch fast nicht wahrzunehmen ist (Fluorcarbon).

Wichtig für das selberbinden von Vorfächern ist hier allerdings zu wissen, dass nicht nur lineare Tragkraft entscheidend ist, sondern die sogenannte Knotenfestigkeit. Wie sicher bekannt ist, sind Knoten die schwächsten Stellen in der Schnur. Daher ist nicht nur entscheidend, dass diese besonders hoch ist, sondern auch dass jeder Knoten sauber gebunden wird. Wenn der Knoten Eurem kritischen Auge nicht entspricht, schneidet ihn lieber auf und bindet neu. Nichts ist ärgerlicher, als der Verlust eines Fisches wegen eines "gesprengten" Knotens. Knoten in monofiler Schnur dürfen sich nicht "abklemmen", sie müssen sich eng "bekneifen", damit sie unter Belastung möglichst viel Zug aufnehmen können. Beim gleichmässigen zusammenziehen ist daher unter anderem darauf zu achten, dass die Schnur nicht trocken läuft, sondern leicht angefeuchtet (Spucke) wird und langsam zusammengezogen wird. So kann sie sich durch die hohe Reibung nicht zu stark erhitzen und beschädigt werden.

Von den Eigenschaften her haben monofile Schnüre einen gewissen Dehnungsgrad, der beim Knotenbinden das entscheidende Quentchen Festigkeit bringt. Eine weiche Schnur hat meistens einen höheren Dehnungsfaktor als eine "steifere" Schnur. Da muss man für sich einen Kompromiss schliessen und einfach ausprobieren, mit welcher Schnur man selbst besser zurechtkommt.

Neben den monofilen Schnüren sind eine grosse Anzahl multifiler (geflochtener) Schnüre auf dem Markt. Sie bestehen aus verflochtenen Fasern, wobei man hauptsächlich in rund- und "eckig" geflochtene Schnüre unterscheidet. Rundgeflochtene Schnüre sind verhältnissmässig neu und haben einen grossen Vorteil ihren "Schnürsenkelkollegen" gegenüber: der Wasserwiderstand bei gleicher Tragkraft ist bedeutend geringer. Das hiesse, dass ein wesentlich weniger grosser Schnurbogen im Wasser entsteht. Beim Tiefseefischen ist das ein nicht zu unterschätzender Faktor. Gegenüber den monofilen Schnüren haben geflochtene Schnüre kaum Dehnung - man sagt, sie hätten keinerlei Dehnung! Wichtig für die Knotenbinderei zu wissen wäre, dass man sehr schlecht mit geflochtenen Schnüren Knoten binden kann! Durch die besonders weiche Oberfläche bekneift sich der Knoten, slippt durch oder zersägt sich. Es gibt zwar "Spezialknoten", die nicht slippen, deren Tragkraft allerdings zu wünschen übrig lässt. Aus diesem Grund sind geflochtene Schnüre hier beim Hakenbinden auch nicht weiter wichtig, ihre Verwendung wird an anderer Stelle genauer erläutert.

Haken

Klick für InfoHaken kann man in verschiedene Kategorien einordnen: Öhrhaken, Plättchenhaken (zum Anbinden die wichtigste Unterscheidung), Limerick- und Rundbogenhaken sowie mit gerade und geschränkter Spitze. Das sollten erst mal die wichtigsten sein, wobei dann noch in chemisch und mechanisch geschärfte Spitzen unterschieden werden kann, oder lang- und kurzschenklig, vernickelt, vergoldet, brüniert, aus Edelstahl und so weiter und so fort.









Klick für InfoBeim Binden von Öhrhaken kann man einen "einfachen" Knoten, wie man ihn auch für Wirbel etc. benutzt verwenden. Bei Plättchenhaken braucht man einen speziellen Knoten, der viele wegen seiner angeblichen Komplexität abschreckt. Mit einem kleinen Hilfsmittel ist es aber absolut kein Problem, Haken Gr. 2/0 - 18 an die entsprechende Schnur zu binden (siehe dazu die kleine Anleitung am Ende).

Als "Stütze" hier eine kleine Übersicht mit ungefähren Richtwerten, die allerdings vom jeweiligen Praxiseinsatz leicht abweichen können. Gegen die individuelle Erfahrung gibt es keine Argumente:






Hakengröße

Vorfach

7/0 und größer

Offene Schnurklasse (bis 1,4 mm)

4/0 - 6/0

0,35 - 1,20

1 - 3/0

0,30 - 0,70

2

0,30 - 0,45

4

0,28 - 0,45

5

0,25 - 0,35

6

0,22 - 0,30

8

0,20 - 0,28

10

0,16 - 0,22

12

0,14 - 0,20

14

0,12 - 0,16

16

0,08 - 0,12

18

- 0,10

20

- 0,10

22

- 0,08

24

- 0,08

Das Problem der Haltbarkeit gibt es normalerweise nur bei den kleinen Grössen, da das Plättchen für die Schnurstärke zu klein ist und der Knoten so über das Plättchen rutschen kann.

Knoten

Wie schon angedeutet, ist der Knoten das A und O einer sicheren Verbindung. Entweder verbindet man 2 Schnüre miteinander, Schnur und Wirbel (Öhr), Schnur und Öhrhaken oder Schnur und Plättchenhaken. Die Schlaufe möchte ich mal als "Sonderpunkt" behandeln.

Welchen Knoten man nun verwendet kommt nicht nur auf den Verwendungszweck an, sondern auch auf die Stärke der Schnur. Knoten mit dünnen Schnüren lassen sich wesentlich leichter dichtziehen als Knoten mit dickeren Schnüren. Dicke Schnüre definiere ich mal ab ca. 0,45 mm und Amnesia ab 20 lbs. Grundsätzlich gilt "je dicker die Schnur, desto einfacher muss der Knoten".

Vielleicht veranschaulicht das Problem eine kleine Tabelle

Verwendungszweck

Schnurstärke

Knoten

Wirbel an Hauptschnur

Bis 0,45 mm

Verbesserter Clinchknoten
Doppelt geschlaufter Clinchknoten

 

Ab 0,45 mm

Uniknoten
Palomarknoten

Öhrhaken an Vorfach

Bis 0,45 mm

Verbesserter Clinchknoten
Doppelt geschlaufter Clinchknoten
George-Harvey-Knoten

 

Ab 0,45 mm

Uniknoten

Plättchenhaken an Vorfach

Egal! (nur nicht zu dick!)

Plättchenknoten

2 Schnüre

Gleicher Durchmesser

Doppelter Uniknoten
Blutknoten

 

Ungleicher Durchmesser

Schlagschnurknoten
Albright-Knoten

Schlaufe

Bis 0,45 mmDoppelte Achterschlaufe

 

Ab 0,45 mm

Einfache Achterschlaufe

Warum überhaupt Haken selberbinden?

Klick für InfoEinige werden sich sicher fragen, wozu überhaupt der ganze Aufwand sein muss und wozu das am Ende gut ist. Bevor ich nun alle Vorteile aufzähle, möchte ich mit dem einzigen Nachteil beginnen, dass mir in all den Jahren auffiel: es nimmt mehr Zeit in Anspruch, als ein fertiges Päckchen zu kaufen...

Ich persönlich sehe den größten Vorteil darin, dass ich entscheide, welche Hakengröße ich mit welcher Schnurstärke und Vorfachlänge kombiniere! So kann ich individuell auf mein Gewässer mein Vorfach optimal abstimmen. Ich weiß, was für eine Schnur verwendet habe und kenne sie. Kennen heißt hier dann auch vertrauen: ich weiß, was die Schnur kann!

Genauso ist es beim Haken. Beim Binden merkt man teilweise schon, ob der Haken okay ist oder nicht. Bricht der schon beim zusammenziehen des Knotens, sollte man vorsichtshalber gleich die ganze Charge kurz antesten und erlebt das Desaster nicht am Gewässer, sondern am Schreibtisch und kann entsprechend gegensteuern. Man findet zwar allerhand Haken im Handel, von denen ich allerdings nur bestimmten Sorten und Marken vertraue. Nicht überall, wo ein bekannter Markenname draufsteht, muss auch eine Top-Qualität hinter stecken. Ist zwar sehr selten, aber leider nicht auszuschließen. Wer Interesse daran hat, mit welchen Haken ich gute, bzw. schlechte Erfahrungen gesammelt habe, möge mir eine Email schicken.

Neben der Optimierung meines Materials ist das Selberbinden auch wesentlich günstiger, wenn ich die reinen Materialkosten betrachte. Dazu ein kleines Rechenbeispiel:

Der Unterschied mag auf den ersten Blick nicht gravierend sein. Wer aber sagt mir denn, dass die "andere" Schnur auch eine Knotenfestigkeit von 3,3 kg hat? Summiere ich die Anzahl Haken auf eine Saison, kann ich allein an dieser Stelle mir mindestens einen kleinen Kunstköder "zusammensparen".

Richtig viel Geld lässt sich allerdings sparen, wenn ich mir für des Meeresangeln die entsprechenden Systeme selber "zusammenfrickeln" kann. Auch hier muss dann die Individualität seiner Montage im Vordergrund stehen.

Kleines Schlusswort dazu an dieser Stelle (bitte nicht als Eigenlob verstehen): mir ist noch kein Fisch verloren gegangen, weil der Knoten nicht gehalten hat. Abrisse waren immer auf einen "Defekt" (Abrieb) an der Schnur zu verzeichnen gewesen. Ein selbstkritischer Blick auf seine Arbeit darf nie fehlen. Sieht es unsauber aus, Haken losschneiden und neu binden, denn nur ein sauber gebundener Knoten hat optimale Tragkraft! Viel Spaß beim Üben, Üben, Üben und nochmals Üben.

Anbinden eines Öhrhakens

Nachdem ich mich dazu entschieden habe, an mein Vorfachmaterial einen Öhrhaken zu binden (Ziel meistens Raubfischsystem, Meeresangeln, Karpfenfischen) kann die "Fummelei" losgehen. Vorweg noch kurz ein Wort zur Geduld: Wer glaubt, er sei geschickt genug, sich an einem 8er Karpfenhaken sich versuchen zu müssen, der lasse sich nicht aufhalten ;-) . Wer anfangen will mit ausprobieren, sollte vielleicht zunächst einen größeren Meereshaken (Gr. 3/0) und 0,30 mm Schnur heranschaffen... Das Prinzip ist immer das selbe. Ich beschreibe übrigens die Technik als Rechtshänder. Linkshänder möchte ich bitten, das ganze dann umzukehren.

Doppelter Clinchknoten

Uniknoten

Plättchenknoten mit dem "Matchman"-Hakenbinder

Das Anbinden der Plättchenhaken ist nicht sonderlich schwer - nur erfordert es eine gewisse Übung. Natürlich muß man auch wissen, wie das "Ding" benutzt wird. Ich versuche einmal in 9 einfachen Schritten das ganze zu erläutern. Wichtig ist, dass die Schnur immer gespannt ist. Das erreicht man beispielsweise dadurch, dass das "lange" Ende noch auf der Spule sitzt und man sich diese zwischen die Knie klemmt. Zur besseren Darstellung habe ich rotes Stickgarn verwendet. Monofil eignet sich zum "Zeigen" wenig gut; daher auch nur exemplarisch zuletzt ein "dicker Knoten"... Viel Spaß!

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Das Material...
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1. Einspannen des Hakens...
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2. Anlegen der Schnur...
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3. 7 - 12 Wicklungen um den Schenkel...
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4. Anlegen an die vordere Klammer...
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5. Herunterdrücken der Klammer...
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6. Straffen der Schnur...
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7. Herausnehmen des Hakens...
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8. Fixieren des Knotens...
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9. Trimmen und fertig!

Fertiger Knoten
So sollte der fertige Knoten aussehen...



© Weserstrand-Bremen.de (Frank Völkle)